Vor Wettkampfbeginn war allen klar: Für die Residenzstädter wird gegen die stark besetzte Truppe aus Bad Emstal/ Wolfhagen nicht viel drin sein. Am Ende war doch etwas drin und mit dem 4:4 wurde überraschend ein Mannschaftspunkt gewonnen. Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen – eine Analyse.
Zum ersten Mal in dieser Saison liefen die Arolser in Bestbesetzung auf, im Gegensatz zu den Gästen aus Bad Emstal/ Wolfhagen. Mit zwei Ersatzspielern angereist, versprach man sich gerade an den hinteren Brettern volle Punkte. Es sollte ganz anders kommen.
Die Partien waren kaum freigegeben, da rauchten auch schon die ersten Friedenspfeifen. Gerd Brückmann und Erhard Hübenthal hatten schnell die Stellung verrammelt, so dass es für beide Seiten kein Vorwärtskommen gab – Remis!
Die erste Ernüchterung musste Arolsen ausgerechnet an Brett 7 hinnehmen. Ersatzspieler Georgiy Cermianin überspielte hier Routinier Harald Block mit einem fulminanten Königsangriff: Matt oder Materialverlust? Block entschied sich fürs Aufgeben.
Es war Nachwuchshoffnung Moritz Ruhl, der kurz darauf für den erneuten Ausgleich sorgte. Mit druckvollen Spiel hatte er Thomas Körber am Damenflügel in Bedrängnis gebracht. Die Folge: Drei Mehrbauern. Ruhig und abgeklärt wickelte Ruhl in ein gewonnenes Endspiel ab ohne jemals Gegenspiel zuzulassen – 1:1.
Grundsolide spielte Mannschaftsführer Hermann Henze gegen Jörg Wiegel auf. Zwar lehnte der Wolfhager ein zwischenzeitliches Remisangebot ab, konnte aber trotz aller Bemühungen keinen Vorteil nachweisen – Remis.
Ausgerechnet Topscorer Rudolf Beisinghof hatte einen schlechten Tag erwischt und spielte gegen Ersatzspieler Josef Resch wie gewohnt voll auf Angriff. Leider vergaß der Residenzstädter dabei seinen Damenflügel zu entwickeln. Resch nutzte dies gekonnt aus und eroberte dabei eine Figur, die er bis zum Schluss nicht mehr hergab.
Das Spitzenspiel schien entschieden als Thomas Bölke gegen Fide-Meister Andriy Shankovsky in Bedrängnis geriet. Lange hatte Bölke seinem deutlich stärkeren Gegner Paroli geboten. Doch statt in ein Endspiel mit guten Remisaussichten abzuwickeln, verlor der Arolser erst den Faden und dann einen wichtigen Bauern. Zu viel des Guten: 2:4.
„Das wars dann“ dachten sich wohl die Gäste und auch mancher Arolser. Aber wie so oft in dieser Saison dachten die verbliebenen Residenzstädter gar nicht ans Aufgeben. Im Gegenteil: Constantin Vogel und Jürgen Wolf spielten nun voll auf Sieg.
Zunächst war es Mister 100% Constantin Vogel der einmal mehr bewies, welche Bereicherung er für die Mannschaft ist. Seinen frühen Doppelbauern machte er mit dynamischen Angriffsspiel wett. Von allen Seiten erfolgten die Attacken – die Folge: Mikhail Bemak verbrauchte viel Bedenkzeit. So viel, dass er in der sich anbahnenden Zeitnot kurz den Überblick verlor. Dies nutzte Vogel, um mit präzisen taktischen Schlägen in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln – erstklassig.
Und so war es wieder einmal an Jürgen Wolf immerhin noch einen Mannschaftspunkt zu retten. Mit seinem alten Steckenpferd dem „Papa-Gambit“ hatte er früh die ausgetreten Pfade der Theorie verlassen und blies zum Bauernsturm am Königsflügel. Hatte sich Hagen Rewald bis dahin gut verteidigt, so übersah er plötzlich eine taktische Abwicklung, die zu Bauerngewinn für den Arolser führte. Wie es sich für einen echten Wolf gehört verteidigte er diesen mit Zähnen und Klauen, um in ein gewonnenes Turmendspiel abzuwickeln aus dem es für Rewald kein Entkommen gab – 4:4.
Ein hochklassiges Spitzenspiel ohne Sieger, bei dem sich die Ersatzspieler als Zünglein an der Waage erwiesen. Dank der besseren Brettpunkte bleibt Bad Emstal/ Wolfhagen Tabellenführer und darf bereits vom Aufstieg träumen.
SV Anderssen Arolsen 1 | – | Sfr. Bad Emstal/Wolfhagen 2 | 4:4 |
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Boelke, Thomas | – | Shankovsky, Andriy | 0:1 |
Vogel, Constantin | – | Bemak, Mikhail | 1:0 |
Henze, Hermann-Josef | – | Wiegel, Jörg | ½:½ |
Wolf, Jürgen | – | Rewald, Hagen | 1:0 |
Brückmann, Gerd | – | Hübenthal, Erhard | ½:½ |
Ruhl, Moritz | – | Körber, Thomas | 1:0 |
Block, Harald | – | Cermianin, Georgiy | 0:1 |
Beisinghoff, Rudolf | – | Resch, Josef | 0:1 |