„Man sieht sich immer zweimal“, so heißt es doch bekannter Weise und dies hat sich beim diesjährigen Turnier um den beliebten Porsche-Pokal des Schachverein Anderssen Arolsen in diesem Jahr wieder einmal bewahrheitet.
Hermann Henze, noch im letzten Jahr im Finale an Jürgen Wolf knapp gescheitert, machte es dieses Jahr besser und holte sich den Pokal mit einem sicher heraus gespielten remis, was für den Gewinn aufgrund des doppelten KO- System ausreichte.
Bei diesem Pokalturnier mit jeweils nur 15 Minuten Bedenkzeit je Spieler hat man auch nach einer Niederlage noch die Chance auf den Sieg des Turniers, spielt ab da aber in der Verliererrunde weiter und darf sich dann keine weitere Niederlage mehr erlauben.
Der Finalist aus der Verliererrunde muss gegen den Finalisten aus der Gewinnerrunde auf jeden Fall die erste Partie gewinnen um hier Gleichstand zu erreichen.
Das Turnier war stark besetzt, spielten doch mit Wolf, Henze, Ackermann, Malinowski aus der Ersten sowie Beisinghoff, Wagener, Junghans und Block allesamt aus der zweiten Mannschaft auch Spieler mit, die solch ein Pokalturnier mit eigenen Gesetzen auch gewinnen können.
Gleich die erste Runde hatte es in sich, mussten hier doch die späteren Finalisten Wolf und Henze gegeneinander antreten.
Mit Weiß erzeugte Wolf starken Druck gegen die Königsstellung von Henze. Dieser konnte sich aus der Umklammerung befreien und mit einem schönen Konter in ein gewinnbringendes Endspiel mit 3 Mehrbauern abwickeln. In Gedanken an den sicheren Sieg ließ Henze den nie aufgebenden Wolf aber tatsächlich noch völlig unnötigerweise in ein technisches Remis (keine Gewinnmöglichkeit mehr für beide) entwischen.
Somit musste eine Blitzstichpartie über den Sieg entscheiden und hier machte Henze, noch ziemlich angefressen von der vorherigen Partie, mit Weiß und klarem Sieg kurzen Prozess mit Wolf und schickte diesen gleich in die Verliererrunde.
Auch Malinowski, Ackermann und Block zogen mit Siegen in die 2 Gewinnerrunde ein, die sich gegen Beisinghoff, Wagener und Junghans durchsetzten konnten. Diese, somit schon mit einer Niederlage behaftet, mussten in der Verliererrunde alles geben um nicht schon vorzeitig aus dem Turnier zu fliegen.
Hier musste aber Junghans dann gegen Wolf ran und stand doch glatt besser, eigentlich klar auf Gewinn. Wolf, kurz vor dem Turnierausschluss mit der drohenden zweiten Neiderlage konnte aber auch hier wieder kontern und setzte den konsternierten Junghans noch kurz vor der Zeitkontrolle matt. Glücklich wie die Bayern, unkten die Kiebitze, aber Glück muss man sich auch erarbeiten.
Junghans war somit raus aus dem Turnier, dem dann Beisinghoff mit seiner zweiten Niederlage gegen Wagener überraschenderweise folgte.
Gleichzeitig zogen Ackermann und Henze mit Siegen gegen Malinowski und Block einsam Ihre Kreise in der Siegerrunde, die dann auch den ersten Finalisten untereinander ausspielen sollten.
Henze mit Weiß spielte hier klar auf Angriff, Ackermann machte aber so richtig die Stellung zu und es wahr kein Durchkommen. Hier musste Henze dann doch schon ziemlich in die Trickkiste greifen, drang mit Dame und Springer in die gegnerische Stellung ein und zwang Ackermann mit Materialgewinn zur Aufgabe. Henze stand somit im Finale der Siegerrunde, Ackermann musste noch auf den Finalisten in der Verliererrunde warten.
Und dort ging es mit den Spielen Wolf gegen Malinowski und Wagener gegen Block um das Eingemachte. Malinowski, eigentlich so eine Art Angstgegner für Wolf konnte diesmal aber nicht viel dem starken Angriff Wolf`s entgegensetzten und war schnell auf der Verliererstraße und ebenfalls raus aus dem Turnier.
In der anderen Partie behielt Wagener im ausgeglichenen Spiel die Oberhand über Block, musste dann aber in der darauffolgenden ½-Finalpartie gegen Wolf trotz Mehrfigur ebenfalls die Waffen strecken. Auch hier sahen die Zuschauer schon Wolf ebenfalls raus aus dem Turnier. Aber der kämpfte wie ein Löwe, so wie man ihn auch kennt.
Nun war das Finale der Verliererrunde mit Wolf gegen Ackermann perfekt. Mit Weiß spielte Ackermann gnadenlos auf Gewinn, überzog seine Stellung aber, so dass Wolf eigentlich mit 2 verbundenen Mittelbauern klar auf Sieg stand. Nun aber machte Wolf einen Fehler und gestattete somit Ackermann wiederum einen Konter der klar zum Gewinn führen sollte. Eigentlich, nicht aber mit Wolf. Der konnte doch wieder eine klar verlorene Stellung und mit viel Hilfe Ackermann`s die Partie remis halten und erzwang eine Stichblitzpartie, die er auch schnell gewann und einen konsternierten Ackermann am Brett zurückließ.
Somit kam es wie im Vorjahr nur mit umgekehrten Vorzeichen zum mit Spannung erwarteten Finale Wolf gegen Henze, der schon im Vorfeld äußerte, dass man mit soviel Glück auch das gesamte Turnier gewinnen kann. Und genau das wollte Wolf auch. Wie in der ersten Runde griff er mit Weiß an und machte Druck, musste er ja die erste Partie unbedingt gewinnen. Henze spielte vorsichtig und verteidigte excellent. Als Wolf in Vorteil zu geraten schien, holte Henze zum taktischen Schlag aus. Er opferte einen seiner Türme gegen dessen Springer und hielt nach weiterem Bauerngewinn die Stellung dermaßen gesichert, dass Wolf trotz Qualitätsvorteil (Turm gegen Springer) nicht in die Stellung von Henze gewinnbringend eindringen konnte und in das für Ihn nichts nützende Remis einwilligen und Henze zum Turniergewinn gratulieren musste.
„Irgendwann ist das Glück auch mal ausgereizt“, waren die Schlussworte von Wolf!