LK Nord – 2. Runde
KASSEL/ BAD AROLSEN. Das war wohl nix: 2,5:5,5 hat der SV Anderssen Bad Arolsen gegen Caissa Kassel verloren. Wieder einmal.
Nach dem starken Saisonauftakt gegen Bad Hersfeld, wollte man auch gegen den Angstgegner aus Kassel Punkte mit nach Hause nehmen. Was keiner ahnte: Es sollte bei den guten Vorsätzen bleiben.
Leider lief aus Arolser Sicht schief, was beim Schach eben schief laufen kann. Das fing schon bei der Aufstellung an. Es war 14:09 Uhr als an den Brettern die Figuren in Bewegung gesetzt wurden. An allen Brettern – bis auf einem. Der Platz am Arolser Spitzenbrett war verwaist. Wo war Paul Schäfer? Ratlose Gesichter. Minuten vergingen – Fehlanzeige. Um 15:00 Uhr schließlich Gewissheit: Schäfer blieb verschollen, die Partie war verloren. Die erste Runde ging an Kassel – kampflos.
Die gleiche Ratlosigkeit machte sich fortan auf den Arolsern Brettern breit. Friedrich Wagener griff zwar wie gewohnt unbeirrt an, doch seine Stellung war löchrig wie ein Schweizer Käse. Powalla liess sich nicht zweimal bitten und kassierte Bauern und Qualität. Nichts mehr zu machen – 2:0 für Kassel. „Nichts“ – so fasste auch Emil Ackermann seine Partie zusammen. In einem Spiel auf ein Tor sah der sonst so solide aufspielende Arolser kein Land – 3:0. Für Ergebniskosmetik sorgte Constantin Vogel. Der hatte den spielstarken Haase erstaunlich gut im Griff. Erst dank eines Generalabtauschs rettete sich der Kasseler ins Remis. Kurz darauf lief auch Martin Malinowski in den Remishafen ein. Beide Seiten hatten die Stellung dermaßen verrammelt, dass es kein Vorwärtskommen mehr gab.
Kassel lag immer noch mit 4:1 in Front, aber die verbliebenen Partien machten Hoffnung. Glaubten zumindest die Arolser. Denn Wolf und Brückmann standen klar besser, auch bei Bölke war noch alles offen. Manch einer träumte bereits vom erneuten 4:4 in Unterzahl. Hätte, könnte, sollte. Denn nicht ohne Grund ist Caissa Kassel der (!) Arolser Angsgegner. Und so schlug der böse Zauber auch in diesem Jahr zu. Sein Opfer: Jürgen Wolf. Der Routinier hatte Schnegelsberg nach allen Regeln der Taktikkunst überspielt, gar eine Figur erobert. Doch was dann passierte glich einem Alptraum. Wolf spielte zögerlich, fast ängstlich. Schnegelsberg – lange Zeit in der Defensive – griff plötzlich an. Wolf zögerte erneut – und übersah prompt einen taktischen Schlag. Die Partie war gekippt, der Wettkampf verloren.
Das Entsetzen noch in den Knochen, griff auch Thomas Bölke fehl. In hochgradiger Zeitnot hatte er den gegnerischen König in die Enge getrieben. Doch statt Mattzusetzen opferte er beide Türme, um Dauerschach zu geben – remis. Für den einzigen vollen Punkt sorgte Gerd Brückmann. Unbeeindruckt schnürte er seinen Gegner ein, eroberte Bauern plus Qualität. Das reichte dem Arolser, um lässig in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln. Ein bittersüßer Sieg zum Abschluss eines denkwürdigen Spieltags. Es kann nur besser werden.
SV CAISSA Kassel 1 – SV Anderssen Arolsen 1 5,5:2,5
Hollmann – Schäfer +:-
Winterfeld – Boelke ½:½
Haase – Vogel ½:½
Schnegelsberg – Wolf 1:0
Austein – Brückmann 0:1
Powalla – Ackermann 1:0
Wendland – Malinowski ½:½
Powalla – Wagener 1:0