Nach seinem Pokalsieg konnte Hermann Henze sich in diesem Jahr auch den allseits begehrten Vereinsmeistertitel des Schachverein Anderssen Bad Arolsen sichern und verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr. Hierzu reichte aber die normale Runde nicht aus, stand am Ende doch neben Henze auch Gerd Brückmann nach 8 gespielten Partien mit jeweils 7 Punkten mit an der Spitze.
Und für eben Brückmann schien diese Vereinsmeisterschaft in der ersten Runde doch gleich grandios loszugehen, schlug er doch Turnierfavorit und Titelverteidiger Hermann Henze mit Weiß in einem bravourös geführten Springerendspiel. Henze, verwöhnt aus dem Vorjahr, wo er fast alle ausgespielten Titel abräumte, musste diese Partie nicht unbedingt verlieren, letztlich kam aber die Zeitnot und der unbedingte Siegeswille von Brückmann, der dann diese Partie verdient für sich entscheiden konnte.
Das beflügelte natürlich auch Turniermitfavorit Paul Schäfer, der sich gekonnt gegen Ackermann durchsetzten konnte. Auch Vogel gegen Wagener und Beisinghoff gegen Junghans hielten sich schadlos und gewann alle ihre Partien.
In der zweiten Runde der nächste Paukenschlag, Constantin Vogel hatte mit Weiß gegen Brückmann die Qualität (Turm gegen Läufer) eingebüsst, dafür aber verbundene gefährliche Bauern. Hier musste Brückmann sich gehörig strecken, aber umsonst. Vogel brachte den Gewinn am Ende ins Ziel. Henze konnte mit sicherem Gewinn gegen Ackermann mit Brückmann gleichziehen, Vogel führte mit 2 aus 2.
In der 3 Runde das nächste Topduell mit Schäfer gegen Henze, der mit Schwarz unbedingt gewinnen musste, da Schäfer ja noch verlustpunktfrei war. Und es ging richtig zur Sache. Henze erzeugte dermaßen Druck auf Schäfer`s Königsstellung der, um die Mattdrohungen abzuwenden, nur noch die Dame opfern konnte, mit gleichzeitigem Verlust der Partie. Brückmann hielt sich derweil an Beisinghoff schadlos und Vogel kam gegen Ackermann nicht über ein remis hinaus. Auch meldete Wagener mit einem Sieg gegen Block seine Ansprüche auf die vorderen Plätze an.
Schäfer besiegelte in einer klaren Partie gegen Vogel dessen erste Niederlage in diesem Turnier in Runde 4 und auch Brückmann blieb im Rennen mit sicherem Gewinn gegen Wagener und führte mit 3 Punkten das Feld vor Vogel an. Dieser fielt aber nun weiter zurück, da in Runde 5 Henze ihm gleich die nächste Niederlage verpasste. Mit Schwarz konnte er dessen druckvollem Angriffsspiel keinerlei Paroli mehr bieten und verabschiedete sich mit diesr Niederlage aus der Spitzengruppe. Da auch Schäfer gegen Angstgegner Beisinghoff diesmal klar und sicher gewann, sowie Brückmann gegen Junghans und Ackermann gegen Beisinghoff siegten, blieb vorn alles im grünen Bereich für Henze. Er lag jeweils mit Schäfer und einer weniger gespielten Partie mit 3 Punkten hinter Brückmann mit 4. Dahinter dann Vogel und Beisinghoff mit 2,5 Punkten.
In Runde 6 und 7 nahm bis auf die nicht zu erwartende Niederlage von Vogel gegen Beisinghoff sowie nur dem remis von Schäfer gegen Junghans alles den erwartenden Verlauf mit jeweiligen Siegen der Favoriten, wo sich Henze mit Brückmann erstmalig an die Spitze mit 5 Punkten setzten, gefolgt von Schäfer mit 4,5 und Ackermann mit 4 Punkten.
Als Brückmann in Runde 8 gleich souverän gegen Ackermann nachlegte stand wiederum Henze ebenfalls unter Druck und musste gegen Junghans gewinnen, der ja in der Vorrunde durch ein sagenhaft gespieltes Endspiel Topfavorit Schäfer einen halben Punkt abgenommen hatte. Und Junghans legte mit Weiß auch gleich los wie die Feuerwehr und drohte Henze`s schwarze Stellung quasi zu überrennen. Nur mit geschicktem und taktischem Spiel konnte Henze sich befreien und selber auf Angriff spielen und sich anschließend doch noch sicher durchsetzten.
Da auch Schäfer gegen Block erfolgreich war und Vogel sich nach 3 Niederlagen hintereinander mit einem Sieg gegen Wagener zurückmeldete, wurde es vor der letzten Runde so richtig spannend. Brückmann und Henze mit jeweils 6 Punkten gefolgt von Schäfer mit 5,5 spielten um den Turniersieg gefolgt von Ackermann, Vogel, Beisinghoff, Wagener , Block und Junghans, die nur noch um die Plätze spielten.
Und die 9 Runde hatte es in sich, mussten doch dort Schäfer gegen Brückmann im direkten Duell antreten und Henze gegen Block mit einem eigentlich vermeintlich leichteren Gegner vorlieb nehmen. Die Rechnung für Henze war ganz einfach, er gewinnt seine Partie gegen Block und hofft, dass Brückmann gegen dessen Angstgegner Schäfer nicht gewinnt. Schäfer wiederum musste gewinnen und hoffen, dass Henze gegen Block nur remis spielt oder sogar verliert, um sich den Titel noch zu holen. Bei Brückmann das gleiche Bild. Bei remis war er nur zweiter, ausgehend von Henze`s Sieg gegen Block.
Und so ging es auch gleich richtig zur Sache. Henze siegte mit Weiß gegen Block eigentlich ziemlich schnell und setzte somit Brückmann noch weiter unter Druck, unbedingt gegen Schäfer gewinnen zu müssen. Dieser konnte auch mit einem Sieg nicht mehr erster werden, kämpfte aber trotzdem mit den weißen Steinen verbissen. Er opferte für einen Stellungsvorteil einen Bauern, Brückmann parierte hier aber grandios und konnte forciert die Dame tauschen und den Mehrbauern gewinnbringend verwerten und mit Henze gleichziehen.
Somit waren Henze und Brückmann mit 7 Punkten erster gefolgt von Schäfer mit 5,5 Punkten auf Rang 3. Vogel konnte sich auf Platz 4 mit 4,5 Punkten vorspielen gefolgt von Ackermann und Beisinghoff mit jeweils 4, Wagener 2,5, Block 1 und Junghans mit einem halben Punkt.
Nun ging es in den Stichkampf um den Sieg. Hier mussten 2 Langpartien die Entscheidung bringen, sollte es danach wieder unentschieden stehen, folgen Schnellpartien und danach die Blitzentscheidung. Soweit sollte es dann aber doch nicht kommen.
Nach Farbenauslosung durch Turnierleiter Malinowski begann Henze die erste Partie mit den weißen Steinen und setzte Brückmann gehörig mit seinen vorgerückten Bauern unter Druck. Dieser konnte nur mit einem Bauernverlust reagieren, um die Partie noch einigermaßen zu halten. Hier sah sich Henze eigentlich schon als Sieger, übersah aber in Zeitnot ein gewinnbringendes Zwischenschach und Brückmann konnte dessen starken Freibauern gegen seinen schwächeren tauschen, sodass eigentlich trotz Mehrbauern für Henze die Partie nicht zu gewinnen war und sich ein remis anbahnte. Henze wie auch Brückmann versuchten hier aber beide, auf Sieg zu spielen und in beiderseitiger hochgradiger Zeitnot hob Henze Brückmann geschickt über die Zeit und gewann die erste Partie.
Im zweiten Stichkampf musste Brückmann somit unbedingt gewinnen, Henze reichte ein remis zum Gesamtsieg. Mit Weiß spielte Brückmann quasi mit der Brechstange auf Gewinn und überzog seine Stellung. Henze dagegen spielte keinesfalls auf remis und startete einen starken Angriff auf Brückmanns offene Königsstellung und wollte diese Partie unbedingt gewinnen.
Brückmann, komplett in der Defensive konnte nur noch reagieren. Henze bot in dieser für Ihn vorteilhafter Stellung remis an, was zum Gesamtsieg ja ausreichte. Brückmann konnte dies nicht mehr ablehnen, wollte er schlimmeres vermeiden und nahm sofort an, was Henze den 1,5 zu 0,5- Sieg und die Vereinsmeisterschaft 2012 brachte.