SVA 1: Vogel Matchwinner gegen Baunatal

BAUNATAL. Constantin Vogel krönt sich mit einer Wahnsinnspartie zum Matchwinner des Schachverein Anderssen Arolsen gegen Baunatal.

„Es macht wirklich Spaß, diesen Jungen beim Schachspielen zuzuschauen“ meinte Hermann Henze als Mannschaftsführer voller Verzückung. Nachdem Paul Schäfer an Brett 1 zum zwischenzeitlichen und vorentscheidenden 4:3 Spielstand beitrug, machte Vogel den Deckel drauf zum letztlich verdienten 5:3 Gesamtsieg über Baunatal.

„Nur nicht zu sicher sein“ mahnte Henze im Vorfeld der Begegnung. Denn der nicht eingeplante Sieg gegen Tabellenführer Korbach in der vorherigen Runde hätte keine Wirkung, sollte man heute gegen den Tabellennachbarn leer ausgehen. Des Weiteren fehlten auf Arolser Seite auch noch die beiden wichtigen Stammkräfte Thomas Bölke und Martin Malinowski, was weiterhin zur Vorsicht mahnte.

Aber es ging auf Arolser Seite gleich gut los, musste Baunatal doch an Brett 2 Torsten Fankhänel den Sieg kampflos abgeben, da Kleinschmidt nicht antrat. Hier kamen Mannschaftsführer Henze aber gleich wieder unangenehme Erinnerungen hoch, spielte Baunatal vor 2 Jahren ebenfalls in Arolsen mit nur 5 Mann und hätte fast noch gewonnen!

Aber diesmal kam es anders, auch weil Ersatzmann Manfred Müller an Brett 7 gegen Hödtke mit Schwarz nach beiderseitigem Schlagabtausch und Bauerngewinn kein hohes Risiko einging und das Remis sicherstellte. Arolsen führte somit 1,5 zu 0,5 und dieses Resultat baute quasi zeitgleich Dr. Wolf in seiner unnachahmlichen Spielweise weiter aus. An Brett 4 mit Weiß gegen Sharikow setzte er diesen in einer scharfen Angriffsvariante dermaßen unter Druck, dass dieser diverse Bauern, Qualität (Turm gegen Läufer) und letztlich auch die Partie verlor und aufgeben musste.

Arolsen führe somit 2,5 zu 0,5, konnte diesen Vorsprung aber nicht lange halten, da Ersatzmann Beisinghoff an Brett 8 gegen Peter Gibhardt einen Bauernverlust hinnehmen musste, den er letztlich nicht mehr ausgleichen konnte. Gibhardt stellte mit starkem Angriff den vollen Punkt für Baunatal sicher und verkürzte.

Die aufkommende Hoffnung für die Gäste erstickte aber Henze mit seinem Sieg gegen Francis sofort im Keim und stellte den 2-Punkte-Vorsprug zum 3,5 zu 1,5 wieder her. Mit Schwarz erspielte er sich an Brett 5 starken Druck gegen Francis` isolierten Bauern, sodass dieser nur noch reagieren statt agieren konnte. In seiner Verzweiflung versuchte er mit einem Ablenkungsopfer wieder in das Spiel zurückzukommen, Henze konterte aber bravourös mit einem Gegenopfer und gewann schließlich Turm und die Partie. Mit derzeit 5,5 Punkten aus 6 möglichen katapultierte er sich auch gleich an die Topscorerspitze der gesamten Landesliga. Ist schon beängstigend, wie der im Moment immer auf Sieg spielt, unkten die Mannschaftskollegen.

Aber wieder konnte Baunatal kurz danach verkürzen. Der in dieser Saison vom Pech verfolgte Brückmann hatte an Brett 3 mit Schwarz gegen Weyer eigentlich eine gute Stellung aufgebaut und sich geschickt gegen dessen Angriffe verteidigt. Als alle schon mit einem Remis rechneten, opferte der Baunataler aber seine Turmbatterie gegen Brückmanns König und ging danach mit Mehrbauern und starkem Läuferpaar in ein gewinnbringendes Endspiel, was für den Arolser nicht mehr zu halten war. Arolsen führte nur noch 3,5 zu 2,5.

Die entstandene Arolser Unruhe löste aber gleich Paul Schäfer an Brett 1 gegen Corley auf, hatte dieser doch kurz vor Brückmann`s Niederlage dem Arolser remis in einer nach hartem Kampf von beiden Seiten ausgeglichenen Stellung angeboten, was bei Annahme die 4-3 –Führung für Arolsen und das Unentschieden bedeutet hätte unabhängig vom Ausgang der noch letzten laufenden Partie von Vogel. Nach kurzer Klärung mit dem Mannschaftsführer und im Hinblick auf die etwas schlechtere Restzeit nahm Schäfer das Remis an und holte somit das Unentschieden und den ersten Mannschaftspunkt.

Nun schaute alles gebannt auf die letzte Partie an Brett 6 von Constantin Vogel gegen Jürgen Flörke. Bei einem Unentschieden wäre der Gesamtsieg sichergestellt, aber Vogel wollte mehr. In einer geilen Partie, wie Henze anmerkte, erspielte sich Vogel mit starkem Angriff und phantastischen Blockierzügen eine Mattstellung, aus der es für Flörke kein Entrinnen mehr gab und dieser kurz vor der Mattsetzung schockiert und regelrecht entnervt über soviel Hilflosigkeit aufgab und Vogel zum Sieg gratulierte, was gleichbedeutend den Gesamtsieg zum 5:3 einbrachte und den Arolsern aller Abstiegssorgen entledigte.

„Wir werden noch sehr viel Freude an Vogel haben, der mit seinen 14 Jahren auf unglaublich hohem Niveau Schach spielt“ meinte Henze am Schluss. Klar, ging dieser doch auch durch die grandiose Jugendschule vom ehemaligen Jugendleiter Peter Kirschning!

Gesamtergebnis:
SV Anderssen Arolsen 1 – Schachklub Baunatal 1963 1 5:3

Einzelergebnisse:
Schäfer, Paul – Corley, Brian ½:½
Fankhaenel, Torsten – Kleinschmidt, Felix +:-
Brückmann, Gerd – Weyer, Christof 0:1
Wolf, Jürgen – Sharikow, Alexej 1:0
Henze, Hermann-Josef – Francis, Patrick 1:0
Vogel, Constantin – Flörke, Jürgen 1:0
Müller, Manfred – Hödtke, Jörn ½:½
Beisinghoff, Rudolf – Gibhardt, Peter 0:1

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