LK NORD Runde 3
BAD AROLSEN. David schlägt Goliath: Nach dem überraschend deutlichen 5,5:2,5 gegen Bad Sooden-Allendorf kann Arolsen vorerst aufatmen.
Mit dem Rücken zur Wand – so fühlten sich die Arolser nach der Niederlage in Kassel. Und mit dem Aufstiegsfavoriten aus Bad Sooden-Allendorf drohte die nächste Pleite. Zwei Nullen in Folge und man würde mitten im Abstiegskampf stecken. Mal wieder.
Doch die erste positive Überraschung liess nicht lange auf sich warten: Die Gäste reisten ersatzgeschwächt an. „Vielleicht geht ja doch was“, murmelte Mannschaftsführer Hermann Henze leise vor sich hin. Er war es auch, der nach anderthalb Stunden ein erstes Zeichen setzte. Mit den schwarzen Steinen segelte er ziemlich bequem in den Remishafen.
Ganz anders Gerd Brückmann. Der drückte mit Weiß nach allen Regeln der Kunst. „Typische Brückmann-Partie“ meinte seinen Mannschaftskollegen. Das gewinnt der schon – wie immer halt. Von wegen. Mit fahrlässigen Zügen liess er seinen Gegner ohne Not ins Spiel kommen. Plötzlich waren die schwarzen Figuren überall. Ein Bauer ging verloren, das entstehende Enspiel nicht zu halten – 1,5:0,5 für die Gäste. „Wie in Kassel“ stöhnten die Residenzstädter. Auch dort stand man erst vielversprechend, nur um dann reihum einzubrechen.
Die Wende läutete ausgerechnet Nachwuchsspieler Constantin Vogel ein. Der kämpfte mit Minusbauern eisern gegen den drohenden Verlust – und hatte Erfolg. Als sein Gegner wie aus heiterem Himmel eine Figur einstellte, sagte Vogel „Danke“ und fuhr die Partie sicher nach Hause – Ausgleich! Auch nach der nächsten Entscheidung blieb alles offen: Thomas Bölke vergab in Zeitnot seinen Vorteil und musste sich widerwillig mit Remis begnügen.
Erst Jürgen Wolf brachte die Arolser wieder auf die Siegerstraße, nachdem er Egon Bohmert in einem zähen Endspiel niedergerungen hatte. Leider drohte an Brett sieben der unmittelbare Ausgleich zu fallen. Martin Malinowski wehrte sich verzweifelt gegen den ehemaligen Arolser Ondrej Springer. Dieser war mit Dame und Turm tief ins Lager von Malinowski eingedrungen und wollte nur eines: Mattsetzen. Wie lange würde das noch gutgehen? Als Springer einen weiteren Bauern drohend nach vorne schob, ging der Arolser zum Gegenangriff über. Und der hatte es in sich. Springer blieb nichts anderes übrig, als seinen Turm zu opfern. Malinowski griff zu. Bange Minuten später war klar: Die Partie geht an Arolsen – 4:2!
Den halben Punkt zum Mannschaftssieg machte Emil Ackermann klar. Nachdem sich in einer vollkommen chaotischen Partie der Pulverdampf verzogen hatte, rauchten nach fünf Stunden die Friedenspfeiffen. Für den krönenden Abschluss sorgte am Spitzenbrett Paul Schäfer, der mit strategischem Weiblink in ein gewonnenes Endspiel abwickelte. Sein Freibauer lief und lief – mitten hinein ins Arolser Glück.
SV Anderssen Arolsen 1 – SK Bad Sooden-Allendorf 1 5,5:2,5
Schäfer, Paul – Schmidt, Alexander 1:0
Boelke, Thomas – Schmidt, Waldemar ½:½
Henze, Hermann – Fiedler, Ralf ½:½
Vogel, Const. – Schmidt, Konstantin 1:0
Wolf, Jürgen – Bomert, Egon 1:0
Brückmann, Gerd – Fischer, Andreas 0:1
Malinowski, M. – Springer, Ondrej 1:0
Ackermann, Emil – Jung, Michael ½:½